Freelance-Market-News 10/2022
Liebe Leser,
die Inflationsrate in Deutschland hat im letzten Monat +7,9 % erreicht. Mit dem Entlastungspaket III will die Bundesregierung gegensteuern und Bürgern mehr finanziellen Spielraum verschaffen. Ein bemerkenswerter Punkt ist die steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsprämie, eine Einmalzahlung von bis zu 3000 Euro von Arbeitgebern an Beschäftigte. Wie die Business-Autorin Catharina Bruns schreibt, scheint dieses Entlastungspaket allerdings die kleinen und mittleren Unternehmer vergessen zu haben.
Auch in unserem weiteren Artikel geht es um das schwierige Verhältnis zwischen Staat und Unternehmertum. So soll ein Jobcenter sogar einen Freiberufler engagiert haben, um aktiv von der Selbstständigkeit abzuraten.
Damit die Selbstständigkeit trotz aller Widrigkeiten Spaß macht, haben wir Ihnen die besten Tipps zusammengestellt, wie Sie sich und ihre Leistungen erfolgreich präsentieren.
Auch in unserem Freelancer-Witz am Schluss geht es diesmal ums Geld, nämlich um einen Auftraggeber, der seinen Freiberufler mit allen Tricks von einer Stundensatzerhöhung abbringen will.
Ich wünsche Ihnen trotz der herausfordernden internationalen Situation auch diesmal viel Spaß beim Lesen und natürlich wie immer gute Geschäfte!
Ihr Rainer Kurz
Einseitige Bundesagentur für Arbeit warnt vor Selbstständigkeit
Das Jobcenter Kaiserslautern suchte bei Ausschreibung Coaches, die Migranten aktiv von der Selbstständigkeit abraten sollen. In der Ausschreibung steht u. A. sinngemäß:
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Die Selbstständigkeit als Alternative zu einem regulären Arbeitsverhältnis soll sehr kritisch betrachtet werden.
Teilnehmende, die eine selbstständige Tätigkeit in Betracht ziehen, sollen die Informationen erhalten, die sie zur Existenzgründung benötigen. Hierbei sollen die Nachteile der Selbstständigkeit deutlich hervorgehoben werden.
Den Teilnehmenden sollen alle grundlegenden Informationen zur Existenzgründung, Aufklärung über Chancen und Risiken kritisch nahegebracht werden:
Chancen und - insbesondere jedoch mit deutlichem Fokus - die Risiken.
Unterstützungsmöglichkeiten (Förderprogramme, Beratungshilfen) sollen genannt, jedoch nicht angepriesen werden.
Insgesamt ist verstärkt auf die negativen Seiten der Selbstständigkeit einzugehen. Ggfs. können zur Verdeutlichung der Nachteile Gastredner hinzugezogen werden, die von ihren negativen Erfahrungen mit der Selbstständigkeit berichten.
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Andreas Lutz vom Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland e. V. kritisiert diese unausgewogene Informationsvermittlung. Sie widerspräche den Interessen der Teilnehmenden. Der Verband hält eine derartig einseitige Beeinflussung von Arbeitslosen für skandalös. Ganz offensichtlich ginge es der Bundesagentur hier nicht um eine faktenbasierte und ausgewogene Information der teilnehmenden Migranten.
Studien würden zeigen, dass Migranten als Selbstständige bessere Verdienstmöglichkeiten haben, auch, da sie wegen fehlender Anerkennungen ihrer Abschlüsse am Arbeitsmarkt oft erhebliche Nachteile haben und daher oft nicht entsprechend ihrer tatsächlichen Qualifikation angestellt sind.
Frage des Monats: Wie mache ich mein Freelancerprofil besonders erfolgreich?
Neben der Beliebtheit der angebotenen Dienstleistung und dem Stundensatz beeinflussen die Inhalte Ihres Freelance-Market-Profils ganz wesentlich die Vorstellungshäufigkeit bei Freelance-Market. Durch die nachfolgenden Maßnahmen konnten Freelancer ihre Attraktivität teilweise um den Faktor zehn steigern:
1. Porträtfoto: Freelancer mit Foto werden doppelt so häufig angefragt. Selbst ein unterdurchschnittliches Foto ist immer noch besser als keines.
2. Referenzgeber: Falls Ihre bisherigen Kunden bereit sind, Auskunft zu Ihren Leistungen zu geben, können Sie deren Kontaktdaten in Ihrem Profil hinterlegen. In Ihrem Profil wird die Zahl Ihrer Referenzgeber für alle sichtbar angezeigt. Die Kontaktdaten der Referenzgeber sind selbstverständlich nicht öffentlich sichtbar, sondern werden nur im Falle einer Vorstellung dem Nachfrager mitgeteilt.
3. Ausführliche Profilangaben: Machen Sie ausführliche und konkrete Angaben zu Ihren Schwerpunkten, Erfahrungen und Zusatzfähigkeiten. Stellen Sie dabei Ihre ganz spezifischen Fähigkeiten klar heraus. Keiner würde einen auf Architekturvisualisierung spezialisierten Grafiker auswählen, der nur schreibt “mache schöne Grafiken”.
4. Arbeitsprobe: Fügen Sie Ihrem Profil eine Arbeitsprobe hinzu, um Nachfrager von Ihrer Arbeit und Ihrem Arbeitsstil zu überzeugen. Beispielsweise laden Grafiker oft Broschüren hoch, Texter stellen ihre anspruchsvollen Texte vor, Coaches präsentieren Videos ihrer Arbeit und Maschinenbauingenieure zeigen ihre komplexen Konstruktionspläne.
5. Positive Kundenbewertungen: Positives und negatives Feedback der Nachfrager wird im Freelancer-Profil mit angezeigt. Überzeugen Sie Ihre Kunden durch höchste Professionalität und fordern Sie sie zum Feedback an uns auf.
6. Ein Tipp zum Schluss: Vergleichen Sie Ihr Profil mit den Profilen besonders häufig vorgestellter Freelancer in Ihrer Kategorie.
Um Ihr Profil zu ändern, senden Sie bitte eine E-Mail oder loggen Sie sich bei https://www.freelance-market.de/login ein.
Drittes Entlastungspaket vergisst Selbstständige und Freiberufler
Im Handelsblatt ist ein Gastkommentar von Catharina Bruns zu finden, demzufolge die Bundesregierung beim dritten Entlastungspaket Selbstständige und Freiberufler vergessen hätte. Nachfolgend hier auszugsweise die Kernaussagen der Unternehmerin und Business-Autorin Catharina Bruns:
Rund ein Jahr nach der Bundestagswahl offenbart die aktuelle Krise, dass Selbstständige auch von der Regierung aus SPD, Grünen und FDP nicht viel zu erwarten haben.
Wenn die arbeitende Bevölkerung entlastet werden soll, ist stets die Rede vom Arbeitnehmer, einzig die FDP bringt hier und da das Wort Erwerbstätige unter. Die Ampel spricht gern von der hart arbeitenden Mitte, aber in der politischen Kommunikation kommen Selbstständige nicht vor.
Auch wenn die kleine Energiepauschale, etwas mehr Kindergeld und die Abschaffung der kalten Progression dem selbstständigen Bürger ebenfalls zugutekommen, wird das dem inhabergeführten Mittelstand nicht helfen.
Selbstständige, die in der Corona-Zeit fast ruiniert wurden, kämpfen noch immer mit der Schlussabrechnung der Hilfen.
Wie Kanzler Olaf Scholz (SPD) in seiner Pressekonferenz am 4. September sagte, würden die Entlastungspakete der Regierung niemanden vergessen. Eine bis zu 3000 Euro steuer- und abgabenfreie Inflationsprämie, um die hohen Energiekosten abzudämpfen und eine Lohn-Preis-Spirale zu verhindern. Doch auf selbstständige Einkünfte gibt es keine 3000 Euro steuerfrei. In der Ampel kommt niemand darauf, Selbstständige gleich zu behandeln.
Ein ambitioniertes Zukunftskonzept gibt es nicht. Auch die für Selbstständige relevanten Punkte im Koalitionsvertrag wurden bisher nicht angefasst: Die Bemessung der gesetzlichen Krankenkassenbeiträge ist immer noch nicht gerecht, keinerlei Fortschritte beim drängenden Thema Scheinselbstständigkeit und keine neuen Angebote, um die angekündigte Altersvorsorgepflicht fair zu gestalten.
Zahlungen über die Finanzämter abzuwickeln wäre schon in der Coronakrise der beste Weg gewesen, um Selbstständige zu unterstützen. Der damalige Finanzminister Scholz winkte ab. Sein Nachfolger Christian Lindner (FDP) bestätigte nun: IBAN und Steuernummer zusammenzubringen überfordert unsere Verwaltung. Peinlich! Für Selbstständige gar unglaubwürdig, denn der Vorgang von Vorauszahlung und Erstattung ist bei ihnen praktisch steuerliche Normalität. Jeder mit unternehmerischer Erfahrung weiß: Bei uns geht’s!
Der deutsche Mittelstand besteht zu über 99 Prozent aus kleinen und mittleren Unternehmen. Die meisten davon sind Soloselbstständige und Betriebe mit bis zu neun Beschäftigten. Deutschland kann es sich nicht leisten, sie durch Missachtung zu verlieren. Wenn es teurer wird, seinen Laden aufzusperren, als ihn geschlossen zu lassen, dann kippt etwas gewaltig im bisherigen Gleichgewicht des Wirtschaftsstandorts, in dem der Mittelstand als Rückgrat gilt.
Artikel unserer Freiberufler: So geht professionelles Veranstaltungsmanagement
Eingetragene Dienstleister können sich mit einem Artikel in den Freelance-Market-News kurz vorstellen. Dieses Mal stellen wir Ihnen die Eventmanagerin 16360 aus Euskirchen bei Bonn vor. Ihr Motto: Professionelles Veranstaltungsmanagement – Ihre Haare lassen Sie ja auch nicht vom Gärtner schneiden.
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Haben Sie schon seit einer Weile im Hinterkopf, dass in Ihrer Firma demnächst eine Kundenveranstaltung ansteht, um die sich dringend jemand kümmern muss? In vielen Betrieben ist das mehr Last als Nutzen, da die Veranstaltung von den Mitarbeitern oft „nebenbei“ organisiert werden muss. Nach dem letzten Mal hatten Sie den festen Vorsatz: „Nächstes Jahr starten wir viel früher mit der Planung!“ und eigentlich wollten Sie auch mal etwas Abwechslung reinbringen. Und was ist passiert?
Ich kann Sie beruhigen, Sie sind nicht der Einzige, dem es so geht. In letzter Sekunde wird Plan B ausgepackt: Alles wie immer! Jetzt muss es schnell gehen. Die Aufgaben werden verteilt, die Unterlagen aus dem letzten Jahr hervorgeholt und aus der Not heraus das Meiste übernommen. Es bleibt keine Zeit mehr, um neue Ideen zu recherchieren und erst recht nicht, um Angebote einzuholen und zu vergleichen. Zu spät werden die Einladungen verschickt, woraufhin ein Teil der Kunden keine Zeit mehr hat. Vor Ort wirkt es etwas unorganisiert und dann werden Sie auch noch darauf angesprochen, dass es letztes Jahr genau das Gleiche zu essen gab.
Bitte denken Sie daran: Ihr Kunde hat Ihnen seine kostbare Zeit geschenkt. Nutzen Sie jede Minute, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen. Die Veranstaltung sollte genau so professionell organisiert sein, wie Sie als Geschäftspartner von Ihren Kunden wahrgenommen werden möchten.
Nicht nur in der Vorbereitung, auch am Veranstaltungstag brauchen Sie eine erfahrene Person, die den Hut aufhat. Wer ist frühzeitig vor Ort und Ansprechpartner für die eintreffenden Dienstleister? Wer platziert die Künstler und kümmert sich um die Technik? Wer steuert das Servicepersonal und hat im Blick, dass die Teller abgeräumt und die Aschenbecher geleert werden? Sind die Gläser gefüllt? Stimmt der Zeitplan noch? Ist die Musik zu laut? Toiletten sauber? Sind Preise, Mikrofon und Moderator für die Siegerehrung rechtzeitig parat? Wer bewahrt die Ruhe, wenn etwas schief geht und wer koordiniert den Abbau? Die Person, die die Absprachen getroffen hat, sollte im Idealfall auch vor Ort die Fäden in der Hand halten.
Eventmanagement ist heutzutage nicht umsonst ein eigenes Fachgebiet, das von Erfahrung, Erfolgen, überstandenen Krisen und gelösten Problemen profitiert. Aber auch in Unternehmen mit eigener Eventabteilung hapert es gelegentlich an der Kapazität, wenn mehrere Veranstaltungen parallel stattfinden sollen. Für einzelne Anlässe außer der Reihe rechnet es sich nicht, eine weitere Fachkraft einzustellen. Oder es wird jemand krank und steht plötzlich nicht mehr zur Verfügung.
Bevor Sie den laufenden Betrieb durcheinanderbringen: Lassen Sie die Mitarbeiter doch ihre Jobs machen und holen Sie sich professionelle Unterstützung. Dann können Sie sich beruhigt dem Zweck Ihrer Veranstaltung und vor allem Ihren Kunden widmen.
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Freelancer-Witz des Monats: Harte Honorarverhandlungen
Sagt ein Freelancer zu seinem Auftraggeber: „Ich habe doch gute Arbeit gemacht, oder? Und Sie sagten, wenn Sie mit mir zufrieden sind, würden Sie mir den Stundensatz erhöhen.“
„Stimmt“, antwortet der Auftraggeber, „aber wie könnte ich mit jemandem zufrieden sein, der mehr Geld möchte?“
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