Freelance-Market-News 01/2017
Liebe Leser,
wir haben uns an das komfortable Leben in unserer hochentwickelten Gesellschaft gewöhnt. Um so erstaunter sind wir jetzt, dass das neue Jahr 2017 mit besonderen Herausforderungen für die nationale und internationale Politik und für unsere Gesellschaft startet.
Passend dazu präsentiert Ihnen Johannes Maib in diesen News einen besonderen Jahresrückblick, der uns das in unserer Gesellschaft Erreichte nochmals vergegenwärtigt ohne dabei die schwierigen Umstände auszuklammern.
Auftragsverhandlungen sind nicht nur herausfordernd, sondern können auch das Arbeitsverhältnis nachhaltig belasten. Wir stellen Ihnen diesmal das Buch 'Getting to Yes' von Fisher und Ury vor und geben Ihnen konkrete Tipps, wie sie zu optimalen Ergebnissen kommen.
Auch Übersetzungen können schwierig und missverständlich sein, das weiß auch eine auf Speisekarten spezialisierte Übersetzerin, die einige ihrer skurrilsten Geschichten mit uns teilt. In unserem Freelancerwitz am Schluss geht es diesmal um einen Interimsmanager, dem drei Briefumschläge seines Vorgängers bei Schwierigkeiten weiterhelfen.
Ich wünsche Ihnen auch diesmal viel Spaß beim Lesen und natürlich wie immer gute Geschäfte!
Ihr Rainer Kurz
Artikel im IHK-Magazin zu Freelance-Market
Das Dezemberheft des 'Magazin Wirtschaft' der IHK kam wie ein Weihnachtsgeschenk zu uns ins Haus. Freelance-Market und dessen Jobs-für-Flüchtlinge-Initiative wurden in einem eigenen Artikel lobend erwähnt. Insbesondere wurde in dem, als Firmenreport verfassten Bericht, auch auf die vermittelten Projekte eingegangen.
Gastartikel von Unternehmensberater Johannes Maib: Jahresrückblick
Angesichts unfassbarer, trauriger Ereignisse in Deutschland und in der Welt mag ich es kaum laut sagen: Für mich ganz persönlich war 2016 ein gutes Jahr.
Machen wir uns eigentlich klar, welch ein großes Privileg es ist weltweit aktiv zu sein? In welch freiheitlicher Zeit wir im Moment leben? Der deutsche Pass ermöglicht uns Reisen in alle Welt, mehr als jeder andere Pass weltweit. Die Welt ist nicht mehr geteilt in „Gut“ und „Böse“, trotz aller Unterschiede. Wir informieren uns im Internet in Sekundenschnelle ohne Grenzen, genießen exotische Früchte, von denen unsere Eltern nicht einmal gewusst haben, dass es sie gibt. Das ist keinesfalls selbstverständlich und geschichtlich die große Ausnahme und nicht die Regel.
Viel zu viele Menschen haben diese Freiheiten nicht und viele, die sie haben, können damit nichts anfangen. Vor dem Verwaltungsgericht wird gestritten, wie der Schierlingswasserfenchel den Ausbau der Elbe für den Hamburger Hafen blockiert, gleichzeitig bangen zehntausende Hafenarbeiter um ihre Zukunft. In Italien beträgt die Jugendarbeitslosigkeit 40%. Fast die Hälfte der Schulabgänger findet keine Arbeit, aber sie haben die Wahl zwischen 61 verschiedenen Geschlechteridentitäten bei Facebook. Die EU verliert an Zustimmung ihrer notleidenden Bürger während die Kommission ihre Mitgliedsstaaten wegen Gülledüngung auf den Feldern verklagt.
Unsere Freiheiten verdanken wir nicht der ausgeuferten Genderwahl oder der Klimarettung, sondern es ist umgekehrt. Diese Freiheiten können wir uns leisten, weil es uns wirtschaftlich (noch) gut geht. Immer mehr Menschen meinen, von dieser Entwicklung abgehängt zu werden und von den Freiheiten nicht zu profitieren. Wie schnell die Stimmung kippen kann, zeigt der Sieg von Donald Trump. Mit ihm und den antiliberalen Bewegungen in Europa, Russland und der Türkei sind viele, von uns für selbstverständlich gehaltene, Freiheiten wirklich in Gefahr.
Angesichts unserer ideologisch wenig belasteten, verantwortungsbewussten Nachwuchs-Generation überwiegt aber die Hoffnung. In diesem Sinne wünsche ich Allen ein wirklich gutes neues Jahr.
Zum Ja kommen - Tipps für schwierige Verhandlungen zwischen Freelancer und Auftraggeber
Ob bewusst oder unbewusst, jeder von uns führt täglich Verhandlungen unterschiedlicher Art in seinem Privat- und/oder Geschäftsleben durch. Mal verhandeln wir mit dem Lebenspartner darüber, ob wir ins Kino gehen oder doch zu Hause bleiben und Fußball gucken. Mal müssen wir uns mit unserem Autoversicherer darüber streiten, ob die Kosten für eine Reparatur übernommen werden.
Viele Freelancer und Auftraggeber machen den Fehler, unnachgiebig über jeden einzelne Teilaspekt zu verhandeln. Stellen Sie sich folgende Situation vor, bei der der Freelancer für eine beschriebene Aufgabe 16 000 Euro verlangt, der Nachfrager jedoch nur maximal 6 000 bezahlen will. Eine Verhandlung kann in so einem Fall nervenaufreibend sein und der langfristigen Beziehung zwischen Freelancer und Nachfrager schaden. Der Nachfrager glaubt beispielsweise, dass die Aufgabe nicht so aufwändig sein kann, während der Freelancer behauptet, dass der Kunde keine Ahnung habe.
Was wir oft in einer Verhandlung vergessen, ist, dass auf der anderen Seite auch nur Menschen sitzen. Menschen mit Gefühlen, Wahrnehmungen, Werten, Prinzipien und Emotionen. Demzufolge können Sie sich vor oder auch während einer Verhandlung ärgern oder sich missverstanden fühlen. Sie können auch Ihr Gegenüber missverstehen, wenn die Diskussion nicht gut läuft oder die Informationen nicht klar kommuniziert werden.
Die Bestsellerautoren R. Fisher und W. Ury raten in ihrem Buch 'Getting to Yes' dazu, bei Verhandlungen darauf zu achten, das Problem und die daran beteiligten Personen auseinanderzuhalten. Wenn Sie zwischenmenschliche Probleme mit Ihrem Gegenüber haben, müssen Sie versuchen, diese Probleme zu lösen, ohne bei Ihren Verhandlungen durch Konzessionen nachzugeben.
Zwischenmenschliche Probleme lassen sich dem Buch zufolge in drei Bereiche aufteilen: Wahrnehmungen, Emotionen und Kommunikation.
Jede Seite in einer Verhandlung tendiert dazu, Dinge aus der eigenen Perspektive zu sehen und missachtet oder missbilligt dabei die Ansichten der anderen Seite. Wir kennen alle das Beispiel mit dem Glas, das von der einen Seite als halb voll und als halb leer von der anderen Seite angesehen wird und beide Seiten haben Recht.
Deshalb ist es ratsam, sich in die Situation des Anderen zu versetzen, um genau dessen Gründe, Argumente und Motivation zu ergründen und zu verstehen. Dieses Verständnis hilft ganz entscheidend beim erfolgreichen Abschluss der Verhandlung. Dies bedeutet keinesfalls, dass Sie die Argumente und Rechtfertigungen der Gegenseite akzeptieren. Es hilft jedoch, die Konfliktzonen zu reduzieren oder gar zu vermeiden.
Um beim obigen Beispiel zu bleiben: Der Auftraggeber hat dem Freiberufler nicht erzählt, dass er schon der zweite Freelancer ist, den er mit der Aufgabe betraut hat. Der Erste hatte die Arbeit abgebrochen, da er weit unter seinen Kosten gearbeitet hat. Nun steht der Auftraggeber gewaltig unter Druck, weil ihm sein Chef eine Frist bis Quartalsende für die Erledigung der Aufgabe gegeben hat.
In diesem Beispiel hat die Vorgeschichte des Auftrags zwar wenig mit dem eigentlichen Inhalt der Aufgabe zu tun. Es ist sehr wichtig diese Hintergründe in Erfahrung zu bringen. Deshalb sollten Auftraggeber und Freelancer offen reden und versuchen, möglichst viel über die jeweiligen Vorstellungen zu erfahren. Der Freelancer kann so besser Verständnis entwickeln und verstehen, dass sein Auftraggeber in der Klemme sitzt und dass Beide gemeinsam an der Lösung der Aufgabe zusammenarbeiten können.
Vielleicht denken Sie jetzt, dass die Positionen und Preisvorstellungen beider Parteien zu weit auseinanderliegen, um eine Einigung zu erzielen. Und was geschieht, wenn beide Parteien auf ihrer jeweiligen Position beharren? Oft ist es so, dass die beschriebene Aufgabe nicht unbedingt das reflektiert, was der Kunde eigentlich möchte. Für den Freelancer ist es daher immens wichtig, sich tief und eingehend mit der Problemstellung zu befassen. Dabei kann auch Brainstorming mit anderen Mitarbeitern aus der Kundenorganisation helfen.
In diesem Lösungsprozess sollten alle Beteiligten darauf achten, Entscheidung über den Ausgang der Verhandlungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, um für alle möglichen Optionen offen zu bleiben. So kann am Ende eine Liste von Optionen ausgearbeitet werden, die der Preisfindung dienen kann. Der Kunde kann dann selbst darüber entscheiden, welche Optionen er haben möchte und welchen Preis er dafür zu zahlen bereit ist.
Artikel unserer Freiberufler: Speisekartenübersetzung
Eingetragene Dienstleister können sich mit einem Artikel in den Freelance-Market-News kurz vorstellen. In dieser Ausgabe präsentieren wir Ihnen die Übersetzerin 8450 aus Messery bei Genf, die sich auf Speisekarten, Festmenüs und Hotelprospekte in Deutsch, Englisch und Französisch spezialisiert hat.
Vor ein paar Jahren besuchte ich ein renommiertes Restaurant in Südfrankreich. Auf der aufwändig gestalteten dreisprachigen Speisekarte fand ich unter 'Fleischspeisen' auf Französisch 'coeur de rumpsteak' und auf Deutsch 'feines, zartes Rumpsteak'. Die englische Übersetzung war allerdings 'heart of beef', also Rinderherz. Auf meine Frage, ob englischsprechende Kunden dies oft bestellen, sagte der Inhaber: 'Nein, nie! Ich verstehe das überhaupt nicht!'.
Solche peinlichen Beispiele gibt es noch und noch! Durch meine drei (Mutter)-Sprachen habe ich die Begabung, solche Fehler sofort zu bemerken. Ich wurde in Bern geboren und lebe seit 1964 in frankophonen Gebieten. Auch war ich ein paar Jahre in den USA und habe mich auch dort sehr für Gastronomie interessiert. Als leidenschaftliche Köchin informiere ich mich ständig über alle aktuellen Gastronomieentwicklungen.
Während meiner Zeit als Direktionsassistentin und Übersetzerin juristischer Texte habe ich gelernt, sinngemäß und nicht immer wortgemäß zu übersetzen, was kein Wörterbuch und keine elektronische Übersetzung fertigbringt.
Freelancerwitz des Monats
Es ist Anfang Januar und der neue Interimsmanager bezieht sein Geschäftsführerbüro. In seinem Schreibtisch findet er drei nummerierte Umschläge von seinem erst im Dezember gefeuerten Vorgänger. Die Umschläge sind mit eins, zwei und drei nummeriert und tragen die Aufschrift: 'Bitte öffnen, falls Sie ein Problem haben, bei dem Sie nicht mehr weiterkommen!'.
Die ersten vier Monate laufen gut, doch dann bricht der Umsatz plötzlich dramatisch ein. Der Interimsmanager öffnet den ersten Umschlag. Darin befindet sich eine Karte mit der Aufschrift 'Schiebe alles auf deinen Vorgänger'. Der Interimsmanager ruft daraufhin eine Pressekonferenz ein und schiebt die gegenwärtigen Probleme taktvoll auf seinen Vorgänger. Die Presse lobt die Offenheit, die Banken fassen neues Vertrauen und geben weitere Kredite.
Im August geht der Firma dennoch das Geld aus und der gestresste Interimsmanager öffnet den zweiten Umschlag. 'Restrukturiere!' steht darin. Daraufhin ruft er eine Betriebsversammlung an, reduziert die Zahl der Abteilungen und entlässt viele Mitarbeiter. Die Lieferanten gewähren daraufhin Zahlungsaufschübe und der Betriebsrat bietet Lohnkürzungen an.
Bis November geht alles gut, doch dann gibt es massenweise Kundenreklamationen wegen der immer schlechter werdenden Produktqualität. Drei Tage vor Weihnachten schließt sich der ratlose Interimsmanager in seinem Büro ein und öffnet den letzten Umschlag. Auf der darin befindlichen Karte steht 'Fertige drei Umschläge an!'.
Falls Sie Anregungen haben oder unseren Newsletter abonnieren möchten, können Sie uns hier gerne eine Nachricht hinterlassen: